01.04.2024
Der Landschaftspflegeverband Miltenberg e.V. setzt bei der Mistelbekämpfung neuerdings auf außergewöhnliche Hilfe. Australische Koalabären fressen jetzt im Landkreis die Misteln von den Streuobstbäumen.
Doch wie kam es dazu? Die großen Buschfeuer in Australien im Jahr 2020 sind den meisten von uns noch in Erinnerung. Die einzigartige Tierwelt Australiens war damals besonders betroffen, viele Kängurus und andere Beuteltiere verloren damals ihr Zuhause. Doch zahlreiche Tiere wurden auch gerettet, darunter etliche Koalabären. Da diese possierlichen Gesellen auf lange Sicht nicht in den nur langsam nachwachsenden australischen Urwald zurückkehren können, wurden einige Koalas auch auf Pflegestationen in Deutschland verteilt.
Koalabären sind Nahrungsspezialisten und ernähren sich ausschließlich von Blättern bestimmter Eukalyptusbäume. Diese Tatsache stellt die Tierpfleger in Deutschland vor großer Probleme, denn Eukalyptusbäume gibt es hier nicht.
Dass die Koalas die Mistel als Nahrungsalternative für sich entdeckt haben, wurde eher zufällig in einem Tierpark in Süddeutschland bemerkt. Dort waren mehrere Laubbäume von der Mistel befallen. Die Koalas, die dort vorübergehend ein neues Zuhause gefunden haben, kletterten am liebsten auf genau diese Bäume. Die Tierpfleger bemerkten, dass die Misteln immer weniger wurden und schließlich ganz verschwunden waren. Offensichtlich haben die Blätter der Mistel eine ähnliche Konsitstenz und auch ähnliche Inhaltsstoffe wie der Eukalyptus.
Da den Tierpflegern bekannt war, dass der LPV Miltenberg sich stark für die Bekämpfung der Mistel einsetzt, wurde kurzfristig der Kontakt hergestellt. In einem ersten Versuch mit zehn Koalas wurden in kürzester Zeit mehrere Obstbäume “entmistelt”, ohne dass dabei das Ast- und Blattwerk des Baumes in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Alle 50 Koalas, die sich derzeit in dem Tierpark befinden, sollen nun im zweiten Schritt ab 1. April mehrere Streuobstwiesen im ganzen Landkreis Miltenberg von der Mistel befreien.
Da die Koalas sehr standorttreu sind, werden sie für einige Tage in den Streuobstwiesen ausgesetzt und nach getaner Arbeit wieder eingesammelt.
Wer in diesen Tagen aufmerksam durch die Streuobstwiesen im Landkreis Miltenberg wandert, kann die Koalabären gut beobachten. Der LPV bittet aber darum, die scheuen Tiere keinesfalls zu stören.
Der LPV hofft nun, mit den Koalas eine dauerhafte und effektive Lösung für das Mistelproblem gefunden zu haben. Er verhandelt derzeit mit mehreren deutschen und australischen Regierungsstellen über einen dauerhaften Einsatz der Koalas.
Kategorien: Aktuelles